Nicht viel Zeit ist ins Land gegangen seit ich erfuhr, der Turmfalke sei Vogel des Jahres. Nicht irgendeines Jahres, nein, der Vogel des Jahres 2007. Vorgänger in diesem noblen Amte ist niemand geringeres als der Kleiber. Nun, Sie werden sich wahrscheinlich fragen: Wer? Dieser komische ZDF-Nachrichtenmann, der den Kopf so gerade hält, bei schiefem Oberkörper, den Kopf also relativ… nee, Moment: absolut gesehen, schief hält? Und dabei so funkel-funkelnd mit den Augen bläut? Nein. Nicht der Kleber, der Kleiber.
Heute jedoch las ich, Vanille sei von Uniteis (dem Verband der italienischen Eishersteller in Deutschland) zur Eissorte des Jahres 2006 gewählt worden. Mir wurde warm ums Herz, sommerlich sozusagen: Mir verlangte gleich nach einem Esslöffel jener Göttergabe, direkt aus dem Kanister, vor dem Gefrierfach stehend, dabei war’s sieben uhr morgens und außer einem Kaffee gab’s nichts zum Frühstück.
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Schon schön, dass es trotz Anzeigenflaute und Abonnentenschwund noch so viele Zeitungen mit so vielen Seiten voller Spalten gibt, die es tagein, tagaus zu füllen gilt. Sonst erführe man derart wichtige Neuigkeiten nie.
Doch, ach!
Ich kam nicht umhin, mich zu fragen: Ist das denn fair? Nein! Natürlich nicht! So ein Vanilleeis müht sich ab ein Jahr lang, inklusive eines heißen Sommers. Es lässt sich löffeln und schlecken, hörnchen-, becher-, tonnenweise gar. Vanille geht dahin wo’s wehttut, dahin wo die mutigsten Männer nie hinzugehen wagen: die Münder von Millionen. Welch grausiges Schicksal wird der gebeutelten Leckerei zuteil? Kleine depperte Kinder lassen es ungeschickt fallen und danach links im Dreck der Straße liegen. Als wäre das nicht genug, muss ein Klassiker wie Vanille — ja, sehr richtig, ein Klassiker! — sich von Schlumpfeisfetischisten und After-Eight-Löfflern vorwerfen lassen, es sei langweilig! LANGWEILIG! Sagt mal! Habt ihr sie denn noch alle (die Tassen im Schrank, Kugeln im Becher etc.)?
Ein Hoch, also, auf das verdiente Vanilleeis! Es ist aller Ehren wahrlich würdig! Es behauptet seine Stellung in dieser ihm nicht wohlgesonnen Welt, stellt sich Widerständen und Widrigkeiten. Ich wage zu sagen, wir sollten uns alle eine Scheibe von ihm abschneiden! Ein Vorbild soll uns die Vanille sein!
Und der Turmfalke? Bekommt seinen Titel, seine Lorbeeren lange bevor’s so richtig losgeht! Vollkommen unabhängig von seinen Leistungen! Was ist, wenn er einfach mal n ruhiges Jahr hinlegt, zum Beispiel gar nicht erst aus dem Süden heimkommt? (Haha) Ja, was dann ihr Ornithologen? So n Bisschen Zittern, Flattern oder wie das heißt! Pah! Wie weiß noch gleich der Volksmund: Man soll den Vogel nicht vor dem Abend loben.