„Zwiebelfisch“-Kolumnist Bastian Sick, der Sprachmahner, der mich spätestens seit Band 2 seiner „Dativ-dem-Genitiv-usw.“-Reihe gähnen lässt, beschäftigte sich unlängst mit einem regionalen Phänomen, nämlich: der Eigenart der Moselanreiner (hahaha) statt zu „nehmen“ zu „holen“. Natürlich ist es amüsant, sich vor Augen oder Ohren zu führen, dass der Trierer Tabletten statt sie einzunehmen tatsächlich „holt“. Auch wenn er dafür nicht einen Schritt gehen muss. Sick, vielbeschäftigt vielleicht, aber nicht blöd, will helfen und weist darauf hin, dass beim Holen die Beine im Spiel seien:
„Beim Nehmen, so könnte man vereinfachend festhalten, kommen die Hände zum Einsatz, beim Holen sind außerdem die Füße beteiligt. Allerdings passt diese Definition nicht immer, denn zum Luftholen benötigt man weder die Hände noch die Füße. Und wer Abschied nimmt, der lässt sogar los, statt festzuhalten.“
Ich, zunächst unachtsam, übersah das Sicksche Zugeständnis, seine Definition passe nicht immer und wollte ihm eins reinwürgen indem ich ihm entgegenhalte: „Und was ist mit’m ‚Runterholen‘? Muss man das in Zukunft ’nehmen‘ (sprachlich gesprochen) oder gar (faktisch) mit den Füßen tun? Falls Letzteres der Fall: Reicht’s mit ihnen zu scharren?“
Mir ist, zugegeben, manch unüberlegt gesetzter Apostroph ein Dorn im Auge. Mich bedrückt des Genitivs Degeneration. Des dritten Buches und der Tournee dazu, so finde ich, bedarf es nicht. Ich zumindest brauch sie nicht. Sie, hingegen, Sick, bedürfen eines Haarschnitts.*
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*Wenn einem die Argumente ausgehen, oder man gar den Faden verliert, ist es immer ratsam, unsachlich zu werden. Wer sich aber das Sick-Bild auf der Kolumnenseite ansieht und mit dem auf der Tourneeseite vergleicht, wird mir zustimmen. Oder? Na also.