„In der heutigen Ostsee-Folge des „Traumschiff“ (20.15h, ZDF) ist wieder einiges los. Menschliches Drama vor aufregend maritimer Kulisse, von Gotenhafen nach Kiel ist die geplante Route. Höhepunkt ist die Unterwasser-Show der russischen Feuerwerker…“ Ach nee. Ist erstens nicht soo lustig und außerdem ist dieser Vergleich anderen auch schon eingefallen (siehe unten, Link folgt). Dass zumindest der erste Teil auf dem Sendeplatz läuft, der sonst dem „Traumschiff“ vorbehalten ist, zwingt aber zu solcherlei böser Witzischkeit.
Wie auch immer, heute abend geht im Fernsehen „Die Gustloff“ unter, und mit ihr hoffentlich Heiner Lauterbach, Kai Wiesinger und Francis Fulton-Smith (wer öfter sonntags ZDF schaut, bekommt also ein bekanntes, Pilcher-geprüftes Gesicht).
Ob der Film nun Opfermacherei ist, und damit revisionistisch und Holocaust-relativierend, und ob man das auch Grass für seinen „Krebsgang“ vorwerfen kann, soll, will … ist mir zwar nicht schnurz, aber wenigstens schnuppe. Interessant ist das drumrum und tam-tam aber alle mal. Wie der Vilsmaier-Film ist kann ich jetzt natürlich nicht sagen, der läuft ja auch erst um acht, ich will den geneigten Leser allerdings auf zwei Rezensionen hinweisen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Evelyn Finger wundert sich, „dass Guido Knopps Geschichtswerkstatt einmal einen konsequent antirevisionistischen Antikriegsfilm über das Ende des Dritten Reichs produzieren [kann]. Ausgerechnet der Untergang der ‚Wilhelm Gustloff‘, des berühmten Passagierdampfers, der am 30. Januar 1945 in der Ostsee sank, ist jetzt ohne jede nationale Selbstgerechtigkeit verfilmt worden.“
(…in der Wochenschau der aktuellen ZEIT, ebenso online)
Gehen wir mal davon aus, dass Frau Finger den Film gesehen hat und lesen andernorts weiter.
Christian Buß schreibt für SPIEGEL-online, dass „die schlimmste Schiffskatastrophe aller Zeiten gerade groß genug [sei], um noch einmal jenes alte Lied anzustimmen, nach dem ein paar perfide Nazis ihre Leute in den Untergang getrieben haben.“ Vilsmaiers Film setze ein „schiefes Sinnbild in Szene […]: Da säuft ein Volk von Unschuldigen ab.“
Streng genommen kann diese diametrale Opposition der zwei Artikel nur naive Gemüter in Staunen versetzen, die denken, es gäbe so etwas wie eine einzige absolute Wahrheit; die gibt’s nämlich nicht. (Aber glauben Sie das jetzt nicht einfach so, schließlich steht’s ja nur irgendwo im Internet.)
Es ist aber auch schön, wie weit die Diskrepanz geht. Finger findet nämlich den Fernsehfilm „Dresden“ genauso schlimm wie „Untergang„, und „Flucht„ und sieht alle als Teil eines „Exzess[es] des Selbstmitleids“.
Buß hingegen findet:
„[…] Wo das grandiose Kriegsmelodram ‚Dresden‘ vor dem Hintergrund des britischen Bombardements feinnervig von der faschistischen Durchdringung auch kleinster sozialer Zellen berichtete, perlt sämtlicher ideologischer Schmutz an den guten Deutschen auf der ‚Gustloff‘ ab.“
Ich gehe trotz allem davon aus, dass beide den gleichen Film gesehen haben. Aber wer die Überschrift des Buß-Artikel gewählt hat, dem gehört wirklich auf die Finger gehauen. Aus dem letzten Satz, „Tut-tut, hier kommt der Antifa-Dampfer“ wird nämlich „…Opfer-Dampfer“. Frau Finger aber wackelt auch erheblich, Buße würde ich nur der lustigen Konstruktion wegen von ihr fordern (Buß, Finger, Finger, Buße… hahaha). Berühmt ist die Gustloff aber nicht, ebenso wenig die „deutsche Titanic“ (Buß). Und ebenso wenig war die Gustloff bzw. ihr Untergang jemals ein Tabu. Daran, dass jeder die Titanic, aber kaum jemand (auch nur in Deutschland) die Gustloff kennt, wird auch dieser Film nichts, aber auch gar nichts ändern. Das wäre auch nicht anders, wäre statt Wiesinger diCaprio an Bord (der heißt übrigens auch Wilhelm)– allerhöchstens werden in zehn, zwanzig Jahren die Nachgewachsenen auf das jeweilige Stichwort (Titanic oder Gustloff oder auch Stauffenberg) sagen, „Da gab’s doch mal ’nen Film“ — Schwimmwesten an, und nach der Tagesschau schön aufs Zweite geschaltet, denn mit dem Zweiten sinkt man besser. Leinen los!bzw. Torpedo-Rohre frei.
Wie auch immer, heute abend geht im Fernsehen „Die Gustloff“ unter, und mit ihr hoffentlich Heiner Lauterbach, Kai Wiesinger und Francis Fulton-Smith (wer öfter sonntags ZDF schaut, bekommt also ein bekanntes, Pilcher-geprüftes Gesicht).
Ob der Film nun Opfermacherei ist, und damit revisionistisch und Holocaust-relativierend, und ob man das auch Grass für seinen „Krebsgang“ vorwerfen kann, soll, will … ist mir zwar nicht schnurz, aber wenigstens schnuppe. Interessant ist das drumrum und tam-tam aber alle mal. Wie der Vilsmaier-Film ist kann ich jetzt natürlich nicht sagen, der läuft ja auch erst um acht, ich will den geneigten Leser allerdings auf zwei Rezensionen hinweisen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Evelyn Finger wundert sich, „dass Guido Knopps Geschichtswerkstatt einmal einen konsequent antirevisionistischen Antikriegsfilm über das Ende des Dritten Reichs produzieren [kann]. Ausgerechnet der Untergang der ‚Wilhelm Gustloff‘, des berühmten Passagierdampfers, der am 30. Januar 1945 in der Ostsee sank, ist jetzt ohne jede nationale Selbstgerechtigkeit verfilmt worden.“
(…in der Wochenschau der aktuellen ZEIT, ebenso online)
Gehen wir mal davon aus, dass Frau Finger den Film gesehen hat und lesen andernorts weiter.
Christian Buß schreibt für SPIEGEL-online, dass „die schlimmste Schiffskatastrophe aller Zeiten gerade groß genug [sei], um noch einmal jenes alte Lied anzustimmen, nach dem ein paar perfide Nazis ihre Leute in den Untergang getrieben haben.“ Vilsmaiers Film setze ein „schiefes Sinnbild in Szene […]: Da säuft ein Volk von Unschuldigen ab.“
Streng genommen kann diese diametrale Opposition der zwei Artikel nur naive Gemüter in Staunen versetzen, die denken, es gäbe so etwas wie eine einzige absolute Wahrheit; die gibt’s nämlich nicht. (Aber glauben Sie das jetzt nicht einfach so, schließlich steht’s ja nur irgendwo im Internet.)
Es ist aber auch schön, wie weit die Diskrepanz geht. Finger findet nämlich den Fernsehfilm „Dresden“ genauso schlimm wie „Untergang„, und „Flucht„ und sieht alle als Teil eines „Exzess[es] des Selbstmitleids“.
Buß hingegen findet:
„[…] Wo das grandiose Kriegsmelodram ‚Dresden‘ vor dem Hintergrund des britischen Bombardements feinnervig von der faschistischen Durchdringung auch kleinster sozialer Zellen berichtete, perlt sämtlicher ideologischer Schmutz an den guten Deutschen auf der ‚Gustloff‘ ab.“
Ich gehe trotz allem davon aus, dass beide den gleichen Film gesehen haben. Aber wer die Überschrift des Buß-Artikel gewählt hat, dem gehört wirklich auf die Finger gehauen. Aus dem letzten Satz, „Tut-tut, hier kommt der Antifa-Dampfer“ wird nämlich „…Opfer-Dampfer“. Frau Finger aber wackelt auch erheblich, Buße würde ich nur der lustigen Konstruktion wegen von ihr fordern (Buß, Finger, Finger, Buße… hahaha). Berühmt ist die Gustloff aber nicht, ebenso wenig die „deutsche Titanic“ (Buß). Und ebenso wenig war die Gustloff bzw. ihr Untergang jemals ein Tabu. Daran, dass jeder die Titanic, aber kaum jemand (auch nur in Deutschland) die Gustloff kennt, wird auch dieser Film nichts, aber auch gar nichts ändern. Das wäre auch nicht anders, wäre statt Wiesinger diCaprio an Bord (der heißt übrigens auch Wilhelm)– allerhöchstens werden in zehn, zwanzig Jahren die Nachgewachsenen auf das jeweilige Stichwort (Titanic oder Gustloff oder auch Stauffenberg) sagen, „Da gab’s doch mal ’nen Film“ — Schwimmwesten an, und nach der Tagesschau schön aufs Zweite geschaltet, denn mit dem Zweiten sinkt man besser. Leinen los!bzw. Torpedo-Rohre frei.
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